Pingsdorf ist ein Ortsteil von Brühl im Rhein-Erft-Kreis in Nordrhein-Westfalen. Pingsdorf liegt in einem östlichen, lößbedeckten Seitental der Ville, durch das der nach dem Ort benannte Bach den Schlossanlagen zufließt. Der Bach nimmt seinen Anfang heute unterhalb des Villenhofer Maars, einem der Villeseen im Naturpark Rheinland, ist in Pingsdorf verrohrt und unterhalb Pingsdorfs heute renaturiert. Der Bach speist den Inselweiher im Naturschutzgebiet Schlosspark Brühl und vereinigt sich dort mit dem Mühlenbach aus Heide (früher Siegesbach) und fließt dann als Palmersdorfer Bach in Richtung Berzdorf.
Pingsdorf gehört zu den ältesten Siedlungen des Vorgebirges, seine Siedlungsgeschichte reicht in vorgeschichtliche Zeit zurück. Seit der römischen Zeit ist die heutige Euskirchener Straße eine wichtige Handelsstraße.
Der Name ‚Pingsdorf‘ weist auf eine fränkische Gründung hin. Der fränkische König gab seinen Gefolgsleuten Land zur Urbarmachung, hier war es ‚Pinnos‘ (Pippins) ‚thorp‘ (=Siedlung). Es ist wahrscheinlich, dass unsere ganze Region seit dem 5. Jahrhundert Besitz des fränkischen Königs war, wohl im siebten Jahrhundert ist sie an die Kölner Kirche gekommen. Vermutlich noch im 10. Jahrhundert war der ganze Brühler Raum in der Hand der Erzbischöfe und wurde verwaltet von zwei Tafelhöfen: von Pingsdorf und von Merreche (Kierberg). 1185 ließ Erzbischof Philipp I. von Heinsberg einen neuen Herrenhof an der Stelle des späteren Schloss Augustusburg bauen, der die Funktionen der bisherigen Tafelhöfe Pingsdorf und Merreche übernahm. Damit begann Gründung und Aufstieg der Stadt Brühl. (Drösser, 22ff)
Pingsdorfer Keramik – Auch in den Zeiten des mittelalterlichen Tafelhofes war die Handelsstraße wichtig. Vom 9. bis zum 13. Jahrhundert wurden Töpferwaren aus Pingsdorf bis England, Skandinavien und in den Ostseeraum gehandelt. Neben meist grauen Kugeltöpfen sind für die hochmittelalterliche Pingsdorfer Keramik vor allem hellgrundige, mit rotbrennender Engobe bemalte Schank- und Trinkgefäße charakteristisch.
St. Pantaleon – Die mittelalterliche dreischiffige Pfarrkirche musste wegen Baufälligkeit abgerissen werden und wurde ab 1746 durch den jetzigen Saalbau ersetzt. Die katholische Pfarrkirche St. Pantaleon wurde zwischen 1746 und 1763 mit finanzieller Unterstützung des in Brühl residierenden Kurfürsten Clemens August errichtet. Im Innenraum befindet sich die Kopie einer frühromanischen Madonnenfigur aus dem 12. Jahrhundert, die Pingsdorfer Madonna. Das Kunstwerk wurde erst 1919 wiederentdeckt. Das Original befindet sich heute aufgrund seiner kunstgeschichtlichen Bedeutung im Kölner Diözesanmuseum Kolumba.
Braunkohle – Durch den Braunkohleabbau im südlichen Teil des Rheinischen Braunkohlereviers wuchs der Ort durch den Zuzug von Bergarbeitern unter anderem aus Bayern besonders am Ende des 19. Jahrhunderts. Der Abbau der Braunkohle hatte seinen Anfang in den Tälern, in Pingsdorf also dem Tal des Pingsdorfer Bachs, wo die Flöze angeschnitten und deshalb mit einfachen Abbaumethoden leicht zugänglich waren. Die Braunkohlenwerke Badorf, Pingsdorf produzierten um 1883 mit 120 bis 200 Mann ‚Klütten‘. 1889 entstand als erste nachweisbare Arbeitersiedlung für meist bayrische Arbeiter, die Kolonie Pingsdorf, heute Maiglerstraße. Die Gruben des Südreviers waren zu Beginn der 1950er Jahre bereits ausgekohlt (heute Phantasialand). Das Braunkohlenrevier um Brühl war bis Mitte der 1960er Jahre ausgekohlt und dann rekultiviert worden. Der Tagebau wurde zu einem einem bewaldeten Naturschutzgebiet mit einer Vielzahl von kleinen und mittelgroßen Seen. Und so liegt Pingsdorf nun am Rande eines attraktiven Naherholungsgebietes.
Quellen: Wikipedia 2011 und Wolfgang Drösser: Brühl Geschichte. 2. Auflage Brühl 2006.